Montag, 2. April 2012

Tag 12 Kambodscha (Phnom Penh)


 
Im Bus nach Kambodscha
Der Bus nach Phnom Penh sieht recht komfortabel aus, es gibt Wasser und etwas Gebäck. Wir brauchen einige Zeit, um der 8-Millionen-Stadt zu entrinnen und im geografischen Nirgendwo Richtung kambodschanische Grenzstation zu steuern. Die Angestellten der Busgesellschaft haben vorher unsere Pässe eingesammelt und die Visa-Angelegenheiten für uns geklärt. Das Visum kostet 20$ und ist problemlos an der Grenze zu haben. Die Kontrolleure rufen unsere Namen auf, es werden Fingerabdrücke genommen und ein schickes Foto geschossen. 
Dann geht es durch eine Tür an der „Quarantäne“ geschrieben steht. Ein Mann mit Mundschutz sagt etwas zu mir, dass sich wie „hair check“ anhört (wohl aber Health-Check meint) und ich hoffe, dass mein Drei-Tage-Bart den kambodschanischen Einreisebestimmungen genüge tut. Er hält mir einen Laserpointer an die Backe und auf einem Display erscheint eine Zahl, die dem Beamten offenbar gefällt, sodass ich passieren darf; schön wenn man gesund ist. Ich frage mich, ob sie hier in der Medizin Lichtjahre voraus sind, oder, ob sie mich veräppeln wollen. 
Wir steigen wieder in den Bus und fahren unmittelbar hinter der Grenze an einigen riesigen Casino-Hotels vorbei, die in karger Landschaft völlig alleine stehen. Ohne es wissen zu müssen, kann man wohl davon ausgehen, dass Glücksspiel für Vietnamesen nicht zu den legalen Vergnügungen gehört. Weiter geht es auf einer einigermaßen asphaltierten Landstraße durch eine unwirkliche Landschaft aus Staub, Dreck und vereinzelten Palmen. Bald sehen wir die ersten Hütten und Farmen am Straßenrand, die sich die restlichen 3 Stunden bis nach Phnom Penh in dieser Weise fortführen. Die Holzhütten sind meist auf Stelzen gebaut, um in der Regenzeit vor den Fluten des, noch kleinen, Flusses zu schützen, der den Siedlungen entlang der Straße als Lebensader dient. Kühe und Rinder laufen auf der Straße, 50 Leute fahren mit einem Pick-up, der zu einem rollenden Käfig umfunktioniert wurde und die seltsamsten, selbstgebauten Fahrzeuge sind zu bestaunen. Das beeindruckendste sind jedoch die prächtigen, goldenen Pagoden die völlig selbstverständlich die Landschaft zwischen den ärmlichen Hütten aus Holz und Blech füllen.




Phnom Penh

Als der Bus in der Hauptstadt Phnom Penh anhält und uns ausspuckt in die Undurchsichtigkeit des Großstadt-Molochs, werden wir sofort von einem Tuk-Tuk-Fahrer in Empfang genommen. Wir wollen nicht überrumpelt werden und gehen erst mal ein Stückchen weiter, um uns dann doch für $2 durch die Stadt fahren zu lassen, um ein Hostel zu finden, dass uns die Nacht über beherbergen möchte. Nach einigen Fehlversuchen finden wir dann schließlich ein kleines Zimmer, dass uns nach etwas Handeln $12 kostet. Das Zimmer hat zwar kein Fenster, dafür aber reichlich Schimmel an der Decke. Wir sind an unserem ersten Tag noch fit und sehen das Zimmer als Chance "landestypisch" zu nächtigen.
Phnom Penh ist eine von den Franzosen gestaltete Stadt, die allerdings nichts Koloniales mehr hat und je nachdem wo man ist, eher wie ein großes Slam scheint. Am Rande der Stadt fließt der Tonle Sap Fluss in den gewaltigen Mekong. Der Uferpromenade merkt man die Armut des Landes nicht an, sie präsentiert sich hell gepflastert mit Palmen und gepflegten Beeten wie eine Flaniermeile in Südfrankreich oder Kalifornien. Eine Gruppe von Menschen macht Fitnessübungen zum Takt der Diskomusik, die aus dem Ghetto-Blaster dröhnt und Kinder spielen mit allem was sie so finden. Auf der anderen Straßenseite befindet sich eine große prachtvolle Pagode umgeben von einigen anderen Tempeln eingeschlossen von einer großen Mauer, die der Tempelanlage das Erscheinungsbild einer kleinen Stadt in der Stadt gibt. Wir wagen uns nicht so richtig auf den Hof, da wir außer uns keine Touristen erkenne können. die Mönche lächeln aber freundlich und bitten uns die vielen Stufen hinauf zum Haupttempel, während andere in einer Hollywoodschaukel sitzen und Tee schlürfen. Ein relativ junger Mönch gewährt uns einen Einblick in den Gebetsraum und ist sichtlich froh darüber, sein erlerntes Englisch anwenden zu können. Ich unterhalte mich etwas mit ihm, bis er mich unterbricht, weil er gerne noch einen weitere Gast begrüßen möchte. Ich schließe mich wieder Sandhya an, die schon etwas voraus war und wir treffen auf einen weiteren Mönch, der schon älter ist und sich auf seinen urigen Gehstock stützt. Wir werden zusammen mit einem Rentnerpärchen durch die Pagode geführt und haben die Chance etwas über das Leben der Mönche im Kloster zu erfahren. Zum Beispiel, dass sich die meisten wegen des Studiums für das Mönchsdasein entscheiden und nicht etwa auf Grund irgendwelcher Erleuchtungen. Kambodscha ist eines der ärmsten Länder der Welt und das Klosterleben bring sichere Verpflegung und Ansehen mit sich. Keine schlechte Sache, vor allem für junge Männer vom Land. Unter dem Dach der Pagoda zeigen uns die Mönche einen großen Raum, der erst seit 2 Monaten geöffnet ist und erzählen uns, dass sie drei Tage brauchten um den Boden von Vogelkot zu befreien. Leider gibt es kein Licht, sodass ich die große Buddhastatue und die tollen Wandverzierungen, die Geschichten aus dem Buddhismus erzählen, mit meinem Handy anleuchten muss, was aber eine besondere Atmosphäre erzeugt. Die Klosteranlage zählt nicht zu den Haupt-Sehenswürdigkeiten der Stadt, ist aber gerade deshalb ein wirklich ganz besonderes Erlebnis fern von touristischen Einflüssen.
Am Abend machen wir uns auf der Suche nach etwas Essbarem auf den Weg ins Barviertel, indem sich unser Hostel glücklicherweise schon befindet. Hier befinden sich hauptsächlich die Unterkünfte der Rucksacktouristen. Hier gibt es keine Trennung zwischen Bar- und Rotlichtviertel. Fast alle Bars hier sind „Hostessenbars“, was einfach heißt, dass man sich hier bei Interesse den Weg in bestimmte Etablissements sparen kann, da die relativ leicht bekleideten Mädchen bereits zwischen den Gästen sitzen. Wir versuchen ein Lokal ausfindig zu machen, indem man uns ohne Hintergedanken die Speisekarte reicht und bestellen zweimal Pizza und Cocktails. Von der Terrasse aus haben wir einen guten Blick auf die Geschehnisse um uns herum und vor allem ins gegenüberliegenden Lokal, wo einige betagte Touristen von einer Vielzahl deutlicher attraktiverer, junger Damen umgeben sind; sicher wegen der feinen Charaktere der älteren Herren. Am Nebentisch verkauft ein Straßenhändler Spieße, die ich sonst nur als Äskulapstab von Krankenwagen kannte. Die feundliche Kellnerin bemerkt unsere erstaunten Blicke und bietet uns einen solchen zum Probieren an. Wir sehen heute beide keinen Bedarf an einer Schlange zu kauen und lehnen - obwohl die Schlange mich erwartungsvoll anzusehen scheint – dankend ab. Nachdem wir Pizza und Cocktail verzehrt haben, werden wir von der Sängerin gebeten uns drinnen an die Bar zu setzen, damit wir der Musik lauschen können und sie nicht für sich alleine singen muss. Wir kommen mit allen Angestellten schnell ins Gespräch, was auch an unserer Kamera liegt, die die Mädchen immer wieder suchen, und in der Pause nimmt Toni, die Sängerin und eine kräftige herzliche Frau, unsere Musikwünsche entgegen. Wir tauschen Kontaktdaten aus und werden vom gesamten Personal mit Umarmungen verabschiedet, bevor Toni ihre Performance in der Mitte unterbricht, um das Gleiche zu tun.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen