In der Nacht endecke ich noch ein paar
interessante Informationen bezüglich des korrekten Verhaltens
während des Hotelaufenthalts, die ich einem Schild neben dem Bett
entnehme. Die wichtigsten Regeln habe ich einmal mit Pfeilen
versehen (anklicken zum Vergrößern):
Im Bus nach Sihanoukville
Unser Bus nach Sihanoukville führt uns
wieder auf einer holprigen Straße an unzähligen Hütten vorbei in
Richtung Küste. Irgendwann schaltet ein Mitarbeiter der
Busgesellschaft den Bildschirm im vorderen Teil des Busses ein und
wir werden den Rest der Fahrt von kambodschanischen Pop-Schnulzen
unterhalten, die mit Untertitel zum Mitsingen einladen. Die
dazugehörigen Musikvideos bieten leider eher wenig Abwechslung und
laufen zu 90% genau folgendermaßen ab: Eine junge Frau arbeitet auf
einem Feld/ in einer Küche/ in einem Kindergarten. Sie macht uns
mimisch unmissverständlich deutlich, dass sie unglücklich mit ihrer
Gesamtsituation ist. Dann sieht man plötzlich Füße und die Kamera
bewegt sich langsam hoch, bis man einen jungen Mann sieht, der lässig
auf den Ort des Geschehens zu geht. Wichtig zu erwähnen ist, dass
sich jedes, wirklich jedes Video in Zeitlupe abspielt. Die Frau ist
beim Anblick des Mannes, der in Slow-Motion lässig um die Ecke
kommt, völlig hin und weg und überglücklich. Sie rennen –
natürlich in Zeitlupe aufeinander zu und reichen sich im großen
Finale die Händchen. Die Zeitlupe erlaubt es, die Story recht bündig
zu halten. In den anderen 10% der Videos bewegt ein
süd-ost-asiatischer Florian Silbereisen seine Lippen und sich selbst
völlig unbeholfen zum Takt der Musik.
Als uns der Busfahrer eine Pause von
diesen kaum zu unterschätzenden künstlerischen Darbietungen gewährt
und uns vor einem Touri-Restaurant absetzt scharen sich sofort einige
Mönche um uns und halten ihre Beutel vor. Bettelmönche. In
Reisesendungen eine romantische Sache, und auch ich war Zeit meines
Lebens stets fasziniert und angetan von diesen buddhistischen
Mönchen. Nüchtern betrachtet und die Religion der Menschen hier
einmal außen vor gelassen ist das ganze allerdings grenzwertig. Sobald unser Bus hält, strömen die Mönche in Scharen und
nehmen Wertgegenstände in jeglicher Form gegen eine kleine Segnung
gerne entgegen. Das Mönchsdarsein ist hier eine Art Sozialsystem, in
dem es die Armen von den Ärmsten nehmen. Abgemagerte Kambodschaner geben
ihren letzten Löffel Reis im Glauben ihrer Seele etwas Gutes zu tun.
Die Mönche in den Klöstern führen, abgesehen von der
eingeschränkten Freiheit, ein sicheres Leben. In Phnom Penh
berichtet man uns auf die Frage, ob sie auch außerhalb des Klosters
äßen, dass sie öfter eingeladen werden. Sie dürfen selbst kein
Geld besitzen, lassen dafür aber einfach ihre Studenten Eiscreme
oder Pizza unentgeltlich herbeischaffen. Sicherlich gibt es auch
diese noblen Mönche aus den Erzählungen, aber ich habe jetzt leider auch
ein ganz anderes Bild.
Sihanoukville, nah am Wasser gebaut
Sihanoukville, nah am Wasser gebaut
Vom Busbahnhof in Sihanoukville werden wir mit einem leider viel zu teuren Tuk-Tuk ins Stadtzentrum gefahren. Ein sehr beschaulicher, und ruhiger Ort. Kein Dreck keine Menschenmassen keine engen Gassen. Ein Gasthaus reiht sich ans andere; die meisten im Besitz von Briten, die hier wohl irgendwann gestrandet sind, als sie, wie die vielen anderen hier mit dem Rucksack die Welt erkunden wollten. In einer Bar, die wir aus dem Internet kannten, trinken wir Shakes für einen Dollar und wollen nach einer Bleibe für heute Nacht fragen. Um uns ausschließlich Briten und Australier, 20-30 Jahre alt. Manche sind schon seit Monaten unterwegs und haben Länder gesehen, die die meisten von uns nicht einmal kennen. Mann trägt hier Bart. Einen richtigen. Quasi das Must-Have, das Erkennungszeichen, dass man es ernst meint mit dem Rucksack. Alle Zimmer sind belegt. Im nächsten Hostel auch, genauso wie im nächsten und übernächsten.
Schließlich finden wir eine äußerst gemütliche Bleibe an der Ecke der Straße, die danach abknickt um nach unten Richtung Strand zu führen. In der großen Hütte aus Holz und getrockneten Palmenwedeln probt eine Band von Auswanderern, dahinter befindet sich ein ruhiger Platz von dem aus, die wenigen Bungalows zu erreichen sind. Erst möchte man uns für 4$ die Nacht in eine 8 Personen-Hütte stecken, wir bezahlen aber gerne ein paar Dollar mehr und haben unsere eigenen vier Holzwände aus Stöcken, die die Sicht nach draußen nicht ganz verwehren. Ein Dach gedeckt mit Palmenwedeln sitzt locker auf. Zu den Seiten hin ist es offen. Im Inneren steht genau ein Bett mit Moskitonetz, die Dusche ist natürlich kalt. Nichts für Komfort-Liebende, aber für uns genau richtig. Die Verfügbarkeit warmen Wassers hätte mich sogar enttäuscht, auch wenn ich immer einige Zeit brauche, bis ich mich morgens in die Kälte wage.
Otres Beach
Nachmittags wollen wir uns am Strand mit zwei der Mädchen treffen, die wir am Tag davor im Restaurant kennengelernt hatten und die heute ebenfalls einen Ausflug unternehmen. Bei der Gelegenheit treffen wir auf den ersten ehrlichen Tuk-Tuk-Fahrer, den wir abseits des Zentrums antreffen. Er könne uns für $5 direkt an den Strand fahren oder für $3 ganz in die Nähe, von woaus wir nur noch einige Meter laufen müssten. Wir entscheiden uns für die kurze Variante und als wir aussteigen, gibt er uns noch den Tipp nach Anbruch der Dunkelheit auf die lange Route zu verzichten, da dort um Waldstück des Öfteren Touristen ausgenommen würden. Wir geben ihm ein kleines Trinkgeld über das er sich freut wie Weihnachten. Bei den Preisen hier geht es ums Prinzip und diejenigen die trotz Armut ehrlich bleiben, verdienen Respekt und ein paar Cent extra. Als wir endlich am Strand sind, sind die Mädels schon weg. Sie sind nach der Arbeit um 2 Uhr morgens losgefahren und mussten früh wieder zurück, da sie nicht frei haben und Schlaf brauchen.
Der Strand liegt abseits der anderen
Strände und ist wirklich schön und natürlich. Das Wasser ist
türkis und hat Badewannentemperatur. Wir legen uns auf eine der
zahlreichen Liegen vor den netten, gemütlichen Strandbars und
bestellen die nächsten köstlichen Fruchtshakes, deren Kosten sich
natürlich wieder im Eurocent-Bereich aufhalten. Der Strand ist ein
Geheimtipp und wirklich ein ruhiger, von Touristen verschonter Ort
mit feinem weißen Sand.
Unser Weg zurück ins Dorf, führt uns
an einer Siedlung vorbei, in dem die Einheimischen leben. Hier sehen
wir jetzt wirklich die Hütten, die man in den Werbespots der
Welthungerhilfe und Co. zu sehen bekommt. Sechs Quadratmeter aus
Holz, der Boden mit Fellen ausgelegt, ein Mensch ein Quadratmeter.
Trotzdem sehen die Menschen zufrieden aus, wie sie an der Straße
Fische und Fleisch bearbeiten, Wäsche waschen, oder die Kuhherden
antreiben. Zum unglücklich sein sind sie wohl auch einfach zu arm. Was soll
ihnen zu ihrem Glück fehlen? Einmal genug zu Essen? Den kleinen
Jungen, der am Wegesrand eine Route und die Verantwortung über eine
Herde Kühe trägt, wird das fehlen eines IPhones jedenfalls nicht
ins Tal der Tränen führen. Keine Schulkameraden die ihn mit der
neusten Mode herausfordern. Wir fahren auf unserem erhöhten,
überdachten Tuk-Tuk, wie durch einen Themenpark. Ich traue mich gar
nicht in die Armut zu schauen, mit meiner Kamera um den Hals.
Am Abend
Am Abend
Zurück im Dorf finden wir unser Abendessen, ein Haus weiter, im einzigen einheimisch geführten „Restaurant“ der Straße. Das Hauptgericht sowie ein Fruchtshake kosten uns hier je einen Dollar. Als wir draußen auf unser Essen warten kommt ein Mann in alter, amerikanischer Militäruniform mit einem kleinen Jungen an der Hand an einen Nachbartisch und bettelt. Ein Stock unterstützt sein verkümmertes Bein auf der rechten Seite. Er sowie der Junge sehen erschöpft aus. Wir bestellen den Beiden eine große Portion Reis und kaufen eine große Flasche Wasser im gegenüberliegenden Supermarkt. Unsere Bitte, sich zu uns zu setzten, scheint er aber nicht annehmen zu können und wartet auf der Straße sitzend auf sein Essen. Sein Kind hält er liebevoll in den Armen und streichelt ihm über den Kopf. Als er sein Essen vom Kellner in Empfang nimmt, verbeugt er sich so tief er kann und zieht glücklich weiter. Wir geben Bettlern ausnahmslos kein Geld, da es in 90% bei Banden landet, aber wenn zwei ausgehungerte Menschen auf der Straße sitzen, während wir uns im Urlaub die Speiseröhre versiegeln, sollte man diese Menschen zumindest für einen Abend satt machen. Anders hätte ich auch zugegebenermaßen keinen Appetit entwickelt. Eine Win-Win-Situation.
Wir schlendern die Straße hinab ans
Meer und laufen dort die ganzen schönen Strandbars ab, die sich
unmittelbar am Meer befinden. Keine Straßen, kein Lärm, keine
Menschen. Die Bars sind völlig verlassen und für $12 die Nacht gibt
es einen Holzbungalow mit Meerblick. Wir setzen uns auf den Kai und
beobachten die Jugendlichen, die mit brennenden Holzfackeln und
Ketten irre, akrobatische Kunststücke vorführen. Auf dem Rückweg
zum Bungalow lassen wir uns noch spontan für $4 eine halbe Stunde
lang die Füße in einem sehr gemütlichen kleinen Spa massieren.
Danach sahen meine Füße, die in der Hitze zu undefinierbaren
Klumpen angeschwollen waren, schon gleich etwas besser aus.
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AntwortenLöschenWürde gern mit dir Kontakt aufnehmen da ich eventuell in das gleiche Projekt einsteigen möchte.
LG