Gestern Abend ist auf Grund eines mächtigen Tropensturms der
Strom ausgefallen, was aber zugegebenermaßen auch ein kleiner Wind hätte
bewerkstelligen können, wenn man sieht, wie die Starkstromkabel so lässig über
den Straßen hängen. Gegen 3 Uhr morgens werde ich wach, weil ich durch das
offene Fenster ein lautes Raunen vernehme: „Aahhh, Ohhhh“. Ab 9 Uhr abends ist
wirklich niemand mehr auf der Straße, aber um 3 Uhr nachts freut man sich hier
gemeinsam über die Rückkehr des Stroms. Am nächsten Morgen komme ich bei der
Suche nach Frühstück an einem kleinen Stand vorbei, an dem es anderes als
üblich, Brot statt Fleisch gibt. Ich kaufe mir begeistert ein Rosinenbrötchen
und ziehe in Richtung Innenstadt auf der Suche nach einem Fitnessstudio in
einem Shoppingcenter, von dem ich gelesen habe. Das Vincom-Center ist das
neueste und luxuriöseste Shoppingcenter der Stadt und beherbergt zudem noch
einige Luxus-Apartments. Beim Betreten der ersten Ebene habe ich zum ersten Mal
nicht mehr das Gefühl ganz woanders zu sein. Verteilt auf 6 modern
ausgestattete Ebenen gibt es hier alles von Cafés, über Restaurants aus aller
Welt bis hin zu Marken wie Versace, Chimmy Choo und Kristalle von Swarovski.
Auch hier sind die Läden natürlich völlig überbesetzt und als ich in einem
Parfümladen einfach nur Preise vergleichen möchte, werde ich von einer
Angestellten verfolgt, die mich mit den neuesten Düften parfümiert. Kurz davor
reichte mir ein Verkäufer in einem Buchladen ständig irgendwelche Bücher über
Samurai, obwohl ich ihm sagte, ich wolle nur schauen und brauche keine Hilfe.
Ich fragte ihn dann doch schließlich nach einem Werk von Hemingway, er fand es
nicht, empfahl mir aber eine Liebesgeschichte zwischen einer Amerikanerin und
einem Vietnamesen, der eigentlich ein Samurai war und sie deshalb aus der
Gefangenschaft der Vietcong befreien kann. Eine sicherlich rührselige Nummer,
die sich aber andere durchlesen sollen.
In der unteren Ebene, des in den Boden gebauten Gebäudes,
befinden sich so viele Restaurants, dass ich erst einmal ratlos umher irre um
dann schließlich bei einem Thailänder hängenzubleiben. Ich bestelle Gemüse mit
Tofu in gelbem Curry, da mich hinter diesem Gericht keine roten Chilli auf den
Schärfegrad hinweisen. Mein erster Bissen treibt mir direkt Tränen in die
Augen, ich huste und merke wie sich die Schweißperlen auf meiner Kopfhaut
sammeln. Zum Glück kann ich mit einem Bananenshake nachspülen (An dieser Stelle
möchte ich jedem den OpenOffice-Writer ans Herz legen, der „Bananenshake“ nicht
akzeptiert und mir stattdessen „Bananenrepublikanisch“ empfiehlt). Nach der
Hälfte des Gerichts habe ich stechende Kopfschmerzen, esse aber tapfer weiter.
Gegenüber befindet sich ein äußerst europäischer Supermarkt
mit äußerst europäischen Preisen. Hier gibt es wirklich einmal alles, was man
brauchen könnte. Auch bekannte Deutsche Marken, von denen mir nicht bekannt
war, dass sie hier bekannt sind, wie zum Beispiel „Happy Day“ Fruchtsäfte von
Rauch oder Capri-Sonne; Alles hier unbezahlbar, vor allem ein Erdinger Weißbier
für 5€ und ein kleines Fässchen Dortmunder Bier (DAB) für etwa 25€. Ich brauche aber nur Schmierkäse, Marmelade
und Klopapier und kaufe mir an der französischen Bäckerei noch ein Baguette.
Nun gehe ich meine eigentliche Aufgabe an und suche intensiv nach dem
Fitnessstudio, dass es hier geben soll, ich aber noch nicht gefunden habe. Das
ganze Center ist noch nicht ganz fertig gestellt, die Beschilderung nicht
existent und so werde ich von einem Sicherheitsmann etwas forsch darauf
hingewiesen, dass ich die Treppe lieber nicht benutzen sollte. Es sieht auch
nicht so aus, als würde mich die Treppe dorthin führen, wohin ich möchte und
außerdem hat der Sicherheitsmann mit seinem Elektroschocker die bessere
Argumentationsgrundlage für ein Für und Wider. Ein anderer freundlicher
Sicherheitsmann zeigt mir dann schließlich den geheimen Aufzug zum
Fitnessstudio, mit der Begründung, dass keine Leute aus der Mall ins Studio
sollen. Tolle Idee, den Laden vor Kunden zu schützen, das sollten sich deutsche
Läden auch einmal überlegen. Zum Beispiel einen Aldi in den Wald bauen, damit
nicht versehentlich Leute auf dem Heimweg auf die Idee kommen einfach etwas
einzukaufen.
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