Samstag, 15. März 2014

Tag nach Vung Tau



Gestern Abend ist auf Grund eines mächtigen Tropensturms der Strom ausgefallen, was aber zugegebenermaßen auch ein kleiner Wind hätte bewerkstelligen können, wenn man sieht, wie die Starkstromkabel so lässig über den Straßen hängen. Gegen 3 Uhr morgens werde ich wach, weil ich durch das offene Fenster ein lautes Raunen vernehme: „Aahhh, Ohhhh“. Ab 9 Uhr abends ist wirklich niemand mehr auf der Straße, aber um 3 Uhr nachts freut man sich hier gemeinsam über die Rückkehr des Stroms. Am nächsten Morgen komme ich bei der Suche nach Frühstück an einem kleinen Stand vorbei, an dem es anderes als üblich, Brot statt Fleisch gibt. Ich kaufe mir begeistert ein Rosinenbrötchen und ziehe in Richtung Innenstadt auf der Suche nach einem Fitnessstudio in einem Shoppingcenter, von dem ich gelesen habe. Das Vincom-Center ist das neueste und luxuriöseste Shoppingcenter der Stadt und beherbergt zudem noch einige Luxus-Apartments. Beim Betreten der ersten Ebene habe ich zum ersten Mal nicht mehr das Gefühl ganz woanders zu sein. Verteilt auf 6 modern ausgestattete Ebenen gibt es hier alles von Cafés, über Restaurants aus aller Welt bis hin zu Marken wie Versace, Chimmy Choo und Kristalle von Swarovski. Auch hier sind die Läden natürlich völlig überbesetzt und als ich in einem Parfümladen einfach nur Preise vergleichen möchte, werde ich von einer Angestellten verfolgt, die mich mit den neuesten Düften parfümiert. Kurz davor reichte mir ein Verkäufer in einem Buchladen ständig irgendwelche Bücher über Samurai, obwohl ich ihm sagte, ich wolle nur schauen und brauche keine Hilfe. Ich fragte ihn dann doch schließlich nach einem Werk von Hemingway, er fand es nicht, empfahl mir aber eine Liebesgeschichte zwischen einer Amerikanerin und einem Vietnamesen, der eigentlich ein Samurai war und sie deshalb aus der Gefangenschaft der Vietcong befreien kann. Eine sicherlich rührselige Nummer, die sich aber andere durchlesen sollen.
In der unteren Ebene, des in den Boden gebauten Gebäudes, befinden sich so viele Restaurants, dass ich erst einmal ratlos umher irre um dann schließlich bei einem Thailänder hängenzubleiben. Ich bestelle Gemüse mit Tofu in gelbem Curry, da mich hinter diesem Gericht keine roten Chilli auf den Schärfegrad hinweisen. Mein erster Bissen treibt mir direkt Tränen in die Augen, ich huste und merke wie sich die Schweißperlen auf meiner Kopfhaut sammeln. Zum Glück kann ich mit einem Bananenshake nachspülen (An dieser Stelle möchte ich jedem den OpenOffice-Writer ans Herz legen, der „Bananenshake“ nicht akzeptiert und mir stattdessen „Bananenrepublikanisch“ empfiehlt). Nach der Hälfte des Gerichts habe ich stechende Kopfschmerzen, esse aber tapfer weiter.
Gegenüber befindet sich ein äußerst europäischer Supermarkt mit äußerst europäischen Preisen. Hier gibt es wirklich einmal alles, was man brauchen könnte. Auch bekannte Deutsche Marken, von denen mir nicht bekannt war, dass sie hier bekannt sind, wie zum Beispiel „Happy Day“ Fruchtsäfte von Rauch oder Capri-Sonne; Alles hier unbezahlbar, vor allem ein Erdinger Weißbier für 5€ und ein kleines Fässchen Dortmunder Bier (DAB) für etwa 25€.  Ich brauche aber nur Schmierkäse, Marmelade und Klopapier und kaufe mir an der französischen Bäckerei noch ein Baguette. Nun gehe ich meine eigentliche Aufgabe an und suche intensiv nach dem Fitnessstudio, dass es hier geben soll, ich aber noch nicht gefunden habe. Das ganze Center ist noch nicht ganz fertig gestellt, die Beschilderung nicht existent und so werde ich von einem Sicherheitsmann etwas forsch darauf hingewiesen, dass ich die Treppe lieber nicht benutzen sollte. Es sieht auch nicht so aus, als würde mich die Treppe dorthin führen, wohin ich möchte und außerdem hat der Sicherheitsmann mit seinem Elektroschocker die bessere Argumentationsgrundlage für ein Für und Wider. Ein anderer freundlicher Sicherheitsmann zeigt mir dann schließlich den geheimen Aufzug zum Fitnessstudio, mit der Begründung, dass keine Leute aus der Mall ins Studio sollen. Tolle Idee, den Laden vor Kunden zu schützen, das sollten sich deutsche Läden auch einmal überlegen. Zum Beispiel einen Aldi in den Wald bauen, damit nicht versehentlich Leute auf dem Heimweg auf die Idee kommen einfach etwas einzukaufen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen