Montag, 26. März 2012

Tag 11


Anh Linh Waisenhaus

Bevor ich morgen meinen verfrühten Urlaub antreten werde, soll ich heute noch insgesamt drei Klassen im Anh Linh Waisenhaus unterrichten. Ich unterrichte am Morgen zusammen mit Yoga, mit dem ich mir zu diesem Zweck gestern Nacht noch ein paar Unterrichtsinhalte überlegt hatte. Der Weg zum Waisenhaus ist ein etwas weiterer und wir brauchen bis zur Pforte des Hofes mit Bus und Umsteigen etwa eine Stunde. Obwohl ich bereits am Freitag hier unterrichtet hatte, ist es heute Morgen wieder ganz anders. Da die Morgen-Klassen für die Kinder verpflichtend sind, tragen alle ihre Uniformen und werden von ihren Lehrern beäugt, die allerdings nicht mehr als anwesend sind. Als wir den Unterricht eröffnen sollen, erfahre ich zum ersten Mal von der Existenz der Lehrbücher. Alle Vorbereitung ist natürlich umsonst, wenn ich nicht hellsehen kann, dass die 8-Uhr-Klasse gerade die Familienmitglieder lernt und sich die 10-Uhr-Klasse mit dem Wetter beschäftigt. Aber das ist natürlich wieder unser Problem und ich sehe mich stammelnd vor den Kindern stehen und diese einige Sätze nachsprechen lassen.  Die Zeit geht zum Glück schnell vorbei und als wir der nächsten Klasse das Wetter beibringen sollen, bin ich besser vorbereitet. Wir malen ein paar Wolken mal mit Regen, mal ohne, mal pustend, eine lächelnde Sonne und der Laden läuft. Als die Kinder dann noch die entsprechenden Wetterlagen zeichnen dürfen, ist das Spiel entschieden.
Nach Ende des Unterrichtes  und meiner traditionellen Ansprache zur katastrophalen Informationspolitik nehme ich den Bus zurück zu meinem Zimmer, von dem ich Sandhya abhole, die sich zumindest den Nachmittagsunterricht nicht entgehen lassen möchte. Wir fahren wieder zurück in den abgelegeneren Distrikt in dem sich das Waisenhaus befindet und treffen auf dem letzten Stück, welches man zu Fuß bewältigen muss auf meine Kollegin aus Deutschland. Wir sind etwas früh dran und essen, während wir auf dem Hof, auf das Eintreffen der lokalen Helfer warten unser Reis-Frühstück, das wir uns vor der Busfahrt einpacken haben lassen. Bevor es mit dem Unterricht dann letztendlich los geht, werden wir von den Kindern noch in ihr Versteck-Spiel integriert.
Meine japanische Kollegin hat sich glücklicherweise akribisch vorbereitet, sodass wir nur ihren Anweisungen folgen müssen. Wir singen mit den Kindern ein typisches Kinderlied, dass es wohl in allen Ländern der Welt gibt. Ein kleines Mädchen schließe ich direkt in mein Herz, das permanent verschämt meine Aufmerksamkeit sucht und an mir hängt. In der Pause sind die Kinder dann vor allem mit unserer Kamera beschäftigt. Sie lassen sich freudig knipsen und ein Mädchen traut sich auch einmal selbst abzudrücken. Die zweite Unterrichtshälfte verbringen wir draußen auf dem Hof. Die Kleinen sollen uns Verben nennen, die wir pantomimisch darzustellen versuchen und im Anschluss spielen wir ein Laufspiel meiner japanischen Kollegin, dass die Kinder im Gegensatz zu mir, der nur planlos umherirrt, zu verstehen scheinen und fröhlich stimmt.  Ein Mädchen ist jedoch den ganzen Tag still und scheint nicht in der Lage zu sein, ihre Gesichtsmuskeln zu einem Lachen zu bewegen. Ich versuche ihr ein solches zu entlocken, habe aber keine Chance und erfahre, dass das wohl immer so sei. Mein vietnamesischer Kollege sagt mir, dass das einfach ihr Gesicht wäre, sie hat kein anderes. Sie scheint wie die Protagonistin einer dieser Hollywoodschnulzen die von einer außergewöhnlichen Freundschaft zwischen einem Erwachsenen und einem, vom Leben gezeichneten, Kind erzählt. Das hier ist allerdings Saigon, nicht Hollywood und ich habe auch keine dieser lebensverändernden Phrasen parat, die ihr, unterlegt mit pathetischer Musik, ihren Schmerz nehmen und Zuversicht geben.
Bevor wir den Heimweg antreten, zeigt mir Sandhya noch den Nähraum, den sie zuvor entdeckt hatte. Die Lehrerin erklärt uns, dass die Kinder von überall hierher kommen um zu lernen, wie sie Geld verdienen können. Mit diesem Wissen arbeiten sie dann später in den Textilfabriken der großen Hersteller und nähen dann vielleicht unsere lächerlich teuren Marken-Klamotten. Ein komisches Gefühl. Doch diese Kinder sind froh und glücklich, dass sie sich und ihren Familien eine Lebensgrundlage schaffen und erhalten können. Und die Textilien, die sie hier nähen, sind wirklich von außergewöhnlicher Qualität. Die ganze Kinderarbeitsdebatte ist eine schwierige und sicherlich nicht mit unseren westlichen Maßstäben zu diskutieren.
Am Abend sitzen wir wieder auf dem Dach des Hotel Rex und lassen uns von der philippinischen Band und der englischen Reisegruppe unterhalten, die, direkt vor der Bühne postiert, sehr zu meiner Freude, keine Peinlichkeit auslässt. Wieder zu Hause wird dann noch schnell gepackt, damit wir morgen unsere Busreise nach Phnom Penh antreten können, die wir noch am Mittag in einem Reisebüro im Backpacker-Distrikt gebucht hatten.

Tag 10


Heute müssen wir früh aufstehen, da Sandhya gestern bei der Suche nach einem Kleid in einer vietnamesischen Modekette um ein paar Bilder gebeten wurde und wir nun vor der Mittagshitze zum Shooting antreten müssen. Der Fakt, dass das ganze Prozedere dann doch den halben Tag dauert, wir mir mit frischen Säften versüßt, da man hier besorgt ist, dass ich das ganze aus Langeweile abbrechen möchte, was ich daran spüre, dass ich permanent nach meinem Wohlergehen gefragt werde. Zur Mittagszeit werden wir dann glücklicherweise in ein schönes, vegetarisches Restaurant gefahren und eingeladen, dass wir sonst nie gefunden hätten. Meine Geduld hat sich also gelohnt, auch wenn es danach noch etwas weiter ging.    
Nach einem ausgedehnten Mittagsschlaf schleppen wir uns noch im Dunkeln in die Rooftop-Bar des Hotel Rex.  

Freitag, 23. März 2012

Tag 9


Zweiter Unterrichtstag

Heute Morgen habe ich endlich meinen zweiten Unterrichtstag an einer anderen Schule. Ich und Yoga fahren per Motortaxen, die sich als teurer herausstellten als normale Taxen, zur Schule gar nicht weit von unserem vorübergehenden zu Hause. Die Arbeit hier ist völlig anders, verglichen zum ersten Waisenhaus, indem ich unterrichtete. Die Schule ist nicht an ein Waisenhaus gekoppelt und die "Kinder" sind hier so alt wie ich. Hierher kommen Jugendliche, die kein Geld haben eine Schule zu besuchen sich aber gerne weiterbilden möchten. Dazu lernen sie hier Englisch und PC-Kenntnisse, wobei der PC-Unterricht leider mangels PC´s ausfallen muss. Wir betreten den kleinen Klassenraum, nachdem wir unsere Schuhe ausgezogen haben und werden von der Lehrerin begrüßt, die gerade die Hausaufgaben korrigiert. Hier dienen wir nur der Unterstützung der lokalen Lehrkraft, die für die vietnamesische Organisation arbeitet. Die Klasse besteht nur aus etwa zehn Jugendlichen im Alter von 17 - 23, einem Koch, einer Kassiererin; der Rest wohl arbeitslos. Wir beginnen den Unterricht mit einer Vorstellungsrunde, in deren Anschluss Fragen über unseren Ländern gestellt werden sollen, damit die Schüler etwas Englisch sprechen. Ich schlage vor, dass sich alle ein paar Klischees und Vorurteile überlegen sollen, die sie gegenüber Deutschland und Indonesien haben und wir diese dann bestätigen oder zerschlagen können. So reden sie Englisch und erfahren etwas aus der Welt. Neben den normalen Fragen zu Hitler, der Berliner Mauer und Bayern München (der arme Junge war ganz verschüchtert, als ich ihm sagte, dass ich den FC Bayern hasse) wird mir eine eigentlich banale Frage gestellt, die ich erst nicht verstehe, dann aber äußerst Interessant finde: Welche Jahreszeiten haben wir in Deutschland? (Natürlich auf Englisch) Ich antworte:"Frühling, Sommer, Herbst, Winter. Ganz normal eben." Wer sagt, dass es vier Jahreszeiten geben muss? "Wir haben die Regenzeit und die Trockenzeit", antwortet mir die Schülerin. Ich muss mich wieder etwas schämen. Es gibt nicht normal, es gibt nur anders und das ist für uns oft gar nicht so leicht.
Als ich mittags wieder nach Hause komme, schläft Sandhya noch, die ich gestern Abend vom Flughafen abgeholt hatte und die mich für knapp 2 Wochen besucht.


Abends
 

Am Abend suchen wir etwas zu Essen und ich will ihr auf dem Weg noch ein paar Sehenswürdigkeiten zeigen. Das Hauptpostamt ist glücklicher Weise noch geöffnet und ich kann auch zum ersten Mal einen Blick vom Inneren erhaschen. Die Innenarchitektur erinnert eher an einen Bahnhof , mit den verzierten Schalterhäuschen, den Deckenflutern und den riesigen gezeichneten Wandkarten aus vergangenen Zeiten, die das damalige Saigon und Cholon (heute zusammen Ho Chi Minh Stadt) und Indochina mit kolonialen Grenzen zeigt.
Als wir heraus gehen, um ein paar Bilder vom beleuchteten Äußeren zu machen, werden wir von einem Franzosen angesprochen, der seine Kamera samt Mikro auf einem Stativ vor dem Gebäude positioniert hat. Er und seine Freundin, die neben ihm steht, leben schon seit einiger Zeit hier in Saigon und beginnen heute ihre Arbeit für einen internationalen Reiseführer, für dessen Onlineauftritt wir doch jetzt bitte ein kleines Statement in die Kamera sprechen sollen. Nachdem wir uns gut eine halbe Stunde über Nationalitäten, die Stadt und die Architektur des Mittelalters unterhalten haben, stimme ich zu und spreche ein paar Sätze, die mir eher spontan zufliegen, in die Kamera, in der Hoffnung, dass das alles nie ausgestrahlt wird. Wir unterhalten uns eine weitere halbe Stunde, werden mit einem Exemplar des sehr schicken Reiseführers belohnt und machen uns dann endlich auf die Suche nach einem vegetarischen Restaurant. In einer, mir bekannten, vietnamesischen Restaurantkette vermute ich ein paar vegetarische Gerichte, doch auf die Frage, nach etwas „without fish and meat“ reagiert man hier, wie überall sonst, völlig schockiert und hilflos. Auch mit der Frage nach simplem Reis mit Gemüse kann man absolut nichts anfangen. Was in Deutschland nur ein Problem für Sandhya war, ist nun auch meines, da ich nach getrocknetem Rinderblut, Hühnerfüßen, Fischinnereiensuppe und Schweineinnereienkuchen eine Art Vegetarier auf Teilzeit geworden bin. Ich gebe mich dennoch mit ein paar weniger vegetarischen Frühlingsrollen zufrieden und für Sandhya erbarmt sich die Küche schließlich noch ein bisschen Grünzeug in ein paar Reisblätter zu wickeln. Weil uns das nicht wirklich sättigt schauen wir noch kurz im „Bräuhaus“ vorbei, das beim Versuch deutsch zu sein, jämmerlich versagt, uns aber immerhin mit ein paar Aufbackpommes versorgt.

Donnerstag, 15. März 2012

Tag 8

Kennenlernen

Heute morgen lerne ich endlich die anderen Praktikanten kennen. Ich fahre wieder mit dem Bus Richtung Universität, wo ich diesmal jedoch nicht in ein vietnamesisches, sondern ein japanisches Teehaus geführt werde. Den Unterschied erkenne ich als Europäer mit rudimentären asiatischen Kulturkenntnissen lediglich an den japanischen Schriftzeichen und der Vietnamesin, die sich im Kimono versucht. Die Tische sind wieder mehr für Puppen-Teeparties geeignet als für meine Beine, die Schuhe lassen wir vor der Tür und auch der Tee ist wieder kalt und ein grüner. Als ich mit den etwa 10 anderen Volunteers plus den lokalen AIESECern an den aneinander gereihten, kleinen Tischen sitze, beginnt das Team, dass für unsere Unterstützung zuständig ist, mit ihrer kleinen Einführung in das Land und die Leute. "Endlich", denke ich mir nach einer Woche, in der ich mich in meinem Zimmer am wohlesten gefühlt habe. Was meine Kollegen denken, die in zwei Wochen schon wieder abreisen, kann ich mir ausmalen. Von den Fakten behalte ich mir nicht mehr, als die Ermahnung, nie mit nackten Fußsolen auf den Altar oder die Ahnengalerie der Vietnamesen zu zeigen. Ich nehme mir fest vor, diese Art der Akrobatik in Zukunft zu unterlassen und freue mich einfach endlich ein paar Leidensgenossen kennen zu lernen.
Die Zusammensetzung der Gruppe ist sehr interessant, da Studenten aus so vielen verschiedenen Ländern und Kulturen vertreten sind. Die größte "Delegation" stellen drei Japanerinnen, gefolgt von den Deutschen in Person einer Studentin aus Stuttgart und mir. Die anderen sind aus China, Indonesien, Equador, Frankreich und Holland. Der Holländer und ich nehmen uns sofort gegenseitig das Versprechen ab, einmal gemeinsam ein paar Bars und einige Biere zu ergründen. Er erzählt mir außerdem, dass er ein Schwimmbecken in der Nähe kennt, in dem er jeden Mittag seine Bahnen zieht, um dem Muskelverlust etwas entgegenzuwirken. Er spielt auch Fußball und klagt, dass er hier nach einer Woche ebenfalls direkt etwas labberig wurde. Als er in die Runde wirft, dass Deutsch nur ein niederländischer Dialekt sei und als ich erwidere, dass Holland zu Deutschland gehöre, muss er den irritierten Asiaten erklären, dass das nur für einige Jahre der Fall war. Danach muss ich auch noch dahingehend auflären, dass es die Mauer zwischen West- und Ostdeutschland nicht mehr gibt; etwas, das ich inzwischen schon öfter richtig stellen musste. Am Ende gebe ich meinem Vietnamesisch noch mal eine Chance und versuche einer vietnamesischen Kollegin nachzusprechen. Ich gebe frustriert auf, da ich nicht einmal merke, dass ich alles völlig falsch ausspreche; meine Zunge ist für diese Kunststücke nicht geeignet.

Dienstag, 13. März 2012

Tag 7

Keine Arbeit, kein Erlebnis, keine Lust. Ich kann jetzt über die Langeweile philosophieren, kann aber auch einfach ins Bett....
Eine Chance für ein paar Bilder, die es bisher nicht auf meinen Blog geschafft haben...




Tag 6

Mehr Meeting als Arbeit

Erstes Projektmeeting um 2 Uhr mittags. Wir sollen erste Eindrücke teilen, Probleme ansprechen und Ideen einbringen. Ich und Yoga fahren mit dem Bus zur Universität, von wo aus wir zu dem uns genannten Teehaus laufen. Wieder ist es ein typisch unauffälliger Laden, der eher an ein Wohnzimmer erinnert. Vor der Tür stehen jedoch etliche Schuhe und einige Vietnamesen sitzen auf einer kleinen Erhöhung auf dem Boden, ihre Getränke an kleinen Tischen genießend. Wir suchen im ersten Stock nach unseren Kollegen und werden in einem Raum fündig, vor dem wir ebenfalls unsere Schuhe ausziehen und uns zu ihnen auf den Boden begeben. Obwohl im relativ kleinen Raum noch einige andere Studenten sitzen, gibt er mir ein gemütliches, heimisches Gefühl. Bevor ich feststelle, dass ich aus der Karte nicht schlau werde und meine Kollegin wählen lasse, bekomme ich schoneinmal ungefragt einen kalten, grünen Tee gereicht, der aber diesmal etwas nach Kokos und erstaunlich gut schmeckt. Genauso "meine" Bestellung; eine Art Shake mit Kiwi und Lychee. Wir beginnen das Gespräch und jeder der Praktikanten beginnt über seine Erfahrungen und aufkommende Probleme zu reden; wie zum Beispiel das Desinteresse vieler Kinder und die chaotische Organisation. Die vietnamesischen Kolleginnen sind erst, wie ich erwartete, sehr zurückhaltent und haben offensichtlich keine Probleme mit nichts und niemandem. Als wir alle etwas wärmer miteinander geworden sind, hören sie allerdings nicht mehr auf, über alles und jeden zu klagen und geben zu, dass sowohl das Team unerfahren, als auch das Projekt schlecht organisiert ist und äußern die Vermutung, dass keiner eigentlich so wirklich weiß, welche Ziele es zu erreichen gilt. Ich bin weniger über deren Denkweisen, die sich mit meiner decken, überrascht, jedoch umso mehr, dass sie ihre Meinung auch so offen äußern. Wir verbleiben beim Gesagten und vereinbaren nocheinmal alles, samt Verbesserungsvorschlägen, als Mail an die anderen Mitglieder zu senden. Ich bin begeistert über die offenen Worte und denke schon darüber nach, meinen asiatischen Stereotypen zu verwerfen.
Einige Mails und Stunden später sehe ich jedoch eine Protest- und Empörungswelle auf uns niederbrechen. Meine vietnamesischen Kolleginnen werden als Judas denunziert und jegliche Probleme werden einfach negiert. Der Tenor ist, dass wir mit unserer negativen Einstellung das Projekt zum Scheitern verurteilen würden. Man ist hier offensichtlich nicht froh über Anregungen, sondern verharrt lieber bei Altem, was in diesem Fall heißt, dass wir die Kinder mit unserer Anwesenheit einfach nur nerven, da diese mangels Lehrplan und Protokollen wahrscheinlich zum zehnten Mal Zahlen und Tiere gelehrt werden. Die Unaufmerksamkeit sei darin begründet, dass die Kinder eben einfach "nasty" und wir Praktikanten eben einfach nicht an den Kindern interessiert seien. Aber sicherlich nicht darin, dass die Kinder seit Start des Projektes vor 2 Jahren vierzig verschiedene Gesichter sehen, die, einer nach dem anderen, Obst an die Tafel malen. Die Kinder sprechen immernoch kein Wort Englisch, was selbst dem größten "Gesichtsbewahrer" Anlass zum Grübeln geben sollte.



Saigon Noir, oder so

Am Abend mache ich mich alleine auf ins saigoner Nachtleben, da es die hiesigen Studenten nicht so mit der Freizeit haben, ich aber auch nicht zwei Monate in meinem Zimmer verbringen möchte. Ich schlendere ein bisschen durch die Straßen. "Ich lasse mich treiben" wäre wohl zu viel gesagt. Ich möchte mir einmal die Dachterrasse des berüchtigten Rex Hotels anschauen, indem zu Kriegszeiten sowohl amerikanische Soldaten, als auch Journalisten untergebracht waren. Zudem kann dort die Live-Musik über fehlende Konversationen hinwegtrösten. Das Innere des Hotels ist sehr schick und auch die Dachterrasse hält auf den ersten Blick was sie versprach. Ich bestelle mir einen John Collins*, der hier für vietnamesische Verhältnisse lächerlich teuer ist und auch mir in der Tasche brennt, obwohl man in jeder deutschen Bar das gleiche zahlt. Entschädigt werde ich jedoch durch einen Platz am Geländer, der mir einen schönen Blick auf den quirligen Verkehr gewährt, sowie die Band, die mich nach einem gelungenen Louis Armstrong und Tina Turner Cover bereits erobert hat. Nachdem dann noch der zugehörige Trauzeuge einer hier feiernden Hochzeitsgesellschaft ein Ständchen samt Gitarrensolo bringt, ist das Unterhaltungsprogramm gelaufen und mein Abend auch. Meine ersehnte Konversation habe ich dann wieder mit einem Vietnamesen, der mir auf dem Heimweg irgendetwas anzubieten scheint, dass ich nicht verstehe. Ich weiß, dass meine Antwort "No" ist, er denkt, dass ihn das nicht zu interessieren braucht und so habe ich wenigstens für die nächsten hundert Meter einen Weggefährten.

*hier ein Scotch mit Soda, Zitronensaft und Zuckersirup    

Montag, 12. März 2012

Tag 5

Ein guter Tag

Der Tatsache geschuldet, dass ich trotz des Unterrichts, mit verbundener Müdigkeit wieder erst gegen 4 den Weg ins Bett gefunden habe, beginnt mein Tag erst um die Mittagszeit. Es ist Wochenende, also kein Grund für schlechtes Gewissen. Ich sitze an meinem Laptop um meine Mails abzurufen. Kein beiläufiges Unterfangen bei gefühlter 32k-Übertragung. Der Rechner zelebriert das Öffnen jeder Nachricht, während ich gelangweilt auf und ab gehe und versuche, dass ein oder andere zu erledigen. Von einem ohrenbetäubenden Rauschen werde ich aus meiner E-Mail-Lethargie gerissen. Ich ducke mich reflexartig, die Decke stürzt ein, denke ich. Ich gucke nach draußen, ob eventuell ein LKW seine Ladung Kies vor das Haus schüttet. Es regnet jedoch einfach nur monsunartig. Ich ziehe den Vorhang wieder zu und schüttle etwas betroffen den Kopf. Ich fühle mich ziemlich europäisch; etwas dämlich. Ich denke darüber nach, dass die Blechbauweise des Vordaches für den hohen Geräuschpegel verantwortlich ist. So muss ich mich weniger schämen.
Vor der Tür bietet sich mir ein völlig verändertes Bild der Stadt. Die Temperatur ist angenehm, die Farben sind satter, der Smog scheint verflogen und mit ihm alle graue Tristesse. Es scheint, als sei die ganze Stadt einmal kräftig durch gespült worden. Wurde sie schließlich auch für etwa eine Minute; mehr war es nicht. Ich suche zielgerichtet das „Highland Coffee“ auf, eine Art Starbucks, um einen guten Café zu trinken und etwas Kleines zu Essen. Nicht nur die Stadt, auch die Menschen scheinen ausgewechselt. Von zwei Vietnamesinnen werde ich hinter der Theke direkt mit einem verschämten Gekicher und Lächeln begrüßt. Zudem sprechen sie ein klein bisschen Englisch. Es wird ein guter Tag. Ich bestelle meinen Café und werde gebeten mich zu setzten. Ich suche mir einen Platz an einem Tresen mit Blick aus dem Fenster Richtung Straße. Im Hintergrund läuft beschwingt leichte Jazz-Musik, während ich dem Treiben auf der Straße zusehe. Die Menschen scheinen sich für das Wochenende schick gemacht zu haben und sehen viel fröhlicher aus, als die Tage zuvor. Ich unternehme eine kulinarische Zeitreise in die koloniale Vergangenheit Vietnams; ich bestelle Crock Monsieur und bekomme French-Toast mit Pommes. Eine solide Sache. Beim Bezahlen bitte ich die Kellnerin, zu ihrer Freude, mich bei der Aussprache des vietnamesischen Danks zu korrigieren. Ich wende das gerade Gelernte an und verabschiede mich.


Sightseeing

Hauptpostamt und Diamond Plaza
Hauptpostamt
Notre Dame
Ich möchte einige der Sehenswürdigkeiten noch einmal bei Tageslicht sehen und habe sowieso nichts zu tun. Los geht es bei „Notre Dame“, der neoromanischen Version ihrer gotischen Schwester im fernen Westen. In der zweiten Hälfte des 19ten Jahrhunderts scheinen den Kolonialherren aber die Ziegel ausgegangen zu sein, sodass die beiden Glockentürme nur etwa 40 Meter erreichen und es der Basilika im Ganzen etwas an Glanz und Spektakel fehlt. Schön anzusehen ist sie trotzdem, wie sie in Mitten des Verkehrs stoisch ruht. Vor dem Überqueren der Straße werde ich noch von zwei weiblichen Philippinos ins Gespräch verwickelt, die jedoch nach der Feststellung, dass ich „just a student“ sei, das Interesse an der Konversation verlieren und mich ziehen lassen.
Notre Dame
Der Platz vor der Basilika mit seiner Marienstatue, dem angrenzenden alten Hauptpostamt und den vielen altehrwürdigen Hotels versprüht den Charme der alten Kolonialzeit. Weiter der Straße in Richtung Saigon River folgend, werden sowohl Leute als auch Läden schicker. Riesige Shoppingtempel reihen sich neben französische Restaurants, die mit viel Prunk und Weißgold locken. In einem trägt ein Kellner eine französische Kolonialuniform mit entsprechendem Tropenhelm. Als ich mir das Hotel Caravelle etwas näher anschauen möchte werde ich auf eine Leuchtreklame aufmerksam, die deutsches Bier verspricht. Dahinter ist das „Bräuhaus“ (was das „ä“ soll, weiß ich nicht), in dessen Innerem Vietnamesinnen im bayrischen Dirndl servieren. Mit dem Gedanken wiederzukommen, ziehe ich in Richtung Fluss weiter. Es ist schon lange dunkel und auf dem Fluss sieht man von Weitem eine traditionelle Dschunke, deren Segel beleuchtet sind. Später merke ich jedoch bei näherem Betrachten, dass das Boot überhaupt keine Segel hat und schon gar nicht traditionell ist. Ich überquere den stark befahrenen Kreisel und setzte mich auf eine Bank am Rande des Ufers; neben mir ein Restaurant. Während ich versuche ein paar gute Bilder zu erhaschen, stört mich eine Stimme von hinten. Genervt winke ich ab und schüttle den Kopf, ohne den Störenfried eines Blickes zu würdigen. Es ist kraftraubend sich jedes Mal gegen Bettler und Straßenverkäufer zur Wehr zu setzten. Verwundert, dass er sich so leicht abwimmeln lies, drehe ich mich und bemerke, dass er weder betteln noch verkaufen, sondern lediglich meine Bestellung aufnehmen wollte, da ich mich offensichtlich auf der, dem Restaurant zugehörigen, Terrasse befand. Ich denke darüber nach, wie herabwürdigend ich auf ihn gewirkt haben muss und mache mich beschämt auf den Weg. Auf dem Heimweg fällt mir ein kleines, ausgestopftes Krokodil auf, dass in einem Laden ausgestellt ist. Ein Schild teilt mir folgendes mit: ´Crocodile said:“please, do not touch me“´. Ich denke über Sprachbarrieren nach und ob das Krokodil noch leben würde, wenn es stattdessen den Satz „please, do not stuff me“ gelernt hätte.

Sonntag, 11. März 2012

Zwischenspiel


Beschäftigt man sich ein wenig mit der Geschichte Vietnams, lehrt es einen wesentlich mehr, als man zunächst vermuten mag; vielleicht mehr, als einem eigentlich lieb ist. In vielen Reiseführern wird man ausdrücklich darauf hingewiesen, sich vor dem Besuch der hiesigen Museen, gut mit der Geschichte Vietnams vertraut zu machen, um sich kognitiv etwas vor der marxistisch verdrehten Faktenlage zu schützen. Natürlich wurde der Süden nicht „befreit“ und „Onkel Ho“ war wohl auch nicht der Heilige, den man sich bei Betrachtung der unzähligen Statuen ausmalt.
Anstatt sich jedoch über die Vietnamesen zu heben und das Wirken der marxistischen Propaganda auf die Bevölkerung zu belächeln, sollten wir uns einmal schmerzlich damit befassen, dass wir dem gleichen Blödsinn zum Opfer fallen.
Wir bemitleiden die Amerikaner für ihr „Vietnam-Trauma“ und stellen uns kleine, böse Vietnamesen vor, die heimtückisch und feige aus ihren Tunneln auftauchen, um zu sabotieren und morden, während die Freunde aus dem Westen doch nur helfen möchten. Unzählige Filme zeigen uns die romantische, fast kitschige Niederlage der Amerikaner. Sie erzählen von Helden und Veteranen.
Vor dem Krieg waren gut 2/3 Vietnams mit tropischem Regenwald bedeckt. Nach dem Abzug der Amerikaner sind es 20%. Der gesamte Boden ist heute noch mit Phosphor verseucht und landwirtschaftlich unnutzbar. Das gleiche gilt für Gebiete in Laos und Kambodscha, an denen die Freunde aus dem Westen ihre neuen Waffentechnologien aus 10000 Metern testen.
Viele kennen das berühmte Bild, auf dem zu sehen ist, wie die tapfer ausharrenden Amerikaner in letzter Sekunde per Helikopter vom Dach der Botschaft fliehen..... ihre vietnamesischen Helfer haben sie ausgesperrt; der nordvietnamesischen Armee überlassen.
Die Charlie-Company unter Führung von Leutnant Calley war für ihre Search-and-Destroy Missionen bekannt. Der bekannteste Fall ist sicherlich My Lai. „128 Gegner im Kampf getötet, 3 Waffen erbeutet“, der Oberbefehlshaber gratuliert. Als ein ausgetretener Soldat ein Jahr später berichtet, ist klar: An diesem Tag in My Lai wurden in 90 Minuten über 500 Zivilisten getötet. Unter Calleys Befehl: „I want them dead!“ wurden Alte, Frauen und Kinder am Teich aufgestellt und mit Maschinengewehren niedergemäht.
Der bekannteste, aber nicht der einzige Fall dieser Art. Schätzungen (und keine marxistischen) gehen davon aus, dass auf diese Weise einige hunderttausend Zivilisten von Amerikanern hingerichtet wurden. Nach dem Öffentlich werden der „Vorfälle“ wurde Calley zu lebenslanger Haft verurteilt. Amerikanische Veteranen sowie die Bevölkerung war entsetzt. Allerdings nicht von den Ereignissen, sondern, dass ein Kriegsheld verurteilt wurde. Nixon mischte sich ein und reduzierte die Strafe auf 20 Jahre. Das Militärgericht reduzierte wiederum auf 10 Jahre nachdem die Medienaufmerksamkeit nachgelassen hatte. Nach dreieinhalb Jahren war Calley ein freier Mann.
Das Urteil zur Haftstrafe Calleys lautete (1970!!): „Tötung menschlich-orientalischer Wesen“....

Tag 4 - erster Unterricht....

....Endlich

Heute darf ich endlich etwas tun. Mit meinem geliehenen Helm suche ich die Bushalte an der ich die Linie 19 Richtung Universität nehme. Eingestiegen wird in den fahrenden Bus, gehalten wird nicht. Ich setze mich hinter den Busfahrer und bezahle beim Kontrolleur 4000 Dong (etwa 15 Cent). Der Busfahrer hat sich seinen Arbeitsplatz mit einem Buddhistischen Schrein verschönert. Ich zeige ihm einen Papierfetzen, auf den ich die Adresse geschrieben habe, wenn ich irgendetwas sage, versteht es sowieso keiner. In einem Restaurant ist es gut zu wissen, dass „ga“ Hühnchen heißt. Je nach Betonung hat dieses „ga“ jedoch 8 Bedeutungen, und ich möchte in einem Restaurant höchstens ein Huhn, aber weder einer „Ehe mit seiner/ihrer Tochter einwilligen“, noch den Kellner „verführen“ (tatsächlich zwei weitere Varianten von „ga“). Ich verlasse mich also auf meine Gestik. Klappt zwar auch nicht, aber ich muss mich nicht auch noch um eine Hochzeit kümmern, die mir hier übrigens besonders aufwendig erscheinen.
An der Universität angekommen, suche ich vergeblich denjenigen der mich zum Waisenhaus bringen soll. Ich setze mich zwischen den hunderten vietnamesischen Studenten auf die viel zu kleinen Bänkchen unter deren Tischen meine Beine keinen Platz finden und warte. Nach zwanzig Minuten höre ich dann endlich das Hupen seines Rollers. Ich springe auf und es geht los. Ich ärgere mich immer, dass ich vom Roller aus keine Fotos machen kann. Der Blickwinkel ist einmalig, aber ich brauche eigentlich sowieso mehr als zwei Hände, um mich festzuhalten. Es ist beeindruckend, mit welcher Sicherheit diese Menschen auf den Rollern unterwegs sind. Es scheint oft, als würden sie mit diesen verschmelzen. An uns vorbei rasen zwei Männer; zwischen ihnen eine riesige Glasscheibe. In den Stummfilmen der 20er ein Gag, hier Alltag. Am Straßenrand liegen die Vietnamesen auf ihren Rollern und schlafen; ein Kunststück.
Wir überqueren den Saigon River und entfernen uns immer weiter aus der Kernstadt. Wir fahren ein ganzes Stück an diesem breiten Fluss entlang, der eine große Faszination auf mich ausübt. Am anderen Ufer liegt in der Ferne der boomende Kern des Distrikt 1. Moderne Wolkenkratzer, luxuriöse Hotels, schillernde Bürogebäude und viele Kräne die mehr versprechen.
Wir verlassen die Straße und fahren in einer engen Gasse ohne Straßenbelag weiter. Bald stoppen wir vor einem Gittertor. „Here we are!“. Ich bedanke mich für die Fahrt und werde der Heimleiterin mit ein paar kurzen Worten vorgestellt. Auf dem Hof spielen ein paar Kinder im Staub der Großstadt. Ich werde ins Haus und dann eine Treppe hinauf geführt. Im Treppenhaus sind ein paar Waschbecken, an denen sich einige Kinder waschen und eine kleine Toilette unter der Treppe im Dunkeln. Ich betrete den Klassenraum im ersten Stock, in dem der Unterricht bereits gestartet hat, da wir etwas spät waren. Die Kinder jubeln kurz, als sie mich sehen; ich setze mich in die letzte Reihe; es ist wieder ruhig. Meine Kolleginnen aus Deutschland und Japan malen Kleidungsstücke an die Tafel und schreiben die entsprechenden Wörter dazu. Manche Kinder machen begeistert mit und hüpfen auf den Tischen, andere sitzen apathisch an ihren Plätzen und kritzeln bestenfalls ein wenig abwesend. Es ist sehr schwierig mit den Kleinen umzugehen. Die einen bleiben nicht sitzen springen und schreien wild umher, die anderen sind ganz woanders. Ich unterhalte mich mit dem AIESECer der mich hergefahren (er ist der Projektleiter des Unterrichtsstoffes, den wir jedoch weitgehend selbst erstellen sollen) hat über die Bedingungen und die Schicksale der Kinder. Morgens unterrichten wir etwa 40 Kinder. Mittags ist der Unterricht freiwillig, es sind etwa 20 Kinder im Klassenraum, davon ein Junge. Kinder sind überall gleich. Von den 40-50 Kindern die sich hier täglich aufhalten, schlafen nur 20 hier, sie sind Waisen. Die anderen sind Kinder von verurteilten Drogenhändlern, die der Strick bald zu Waisen machen wird. Zur Vertiefung der erlernten Vokabel spielen meine Kolleginnen mit den Kindern „Galgenmännchen“. Ich verbiete mir nicht, in dieser Tragik eine gewisse Komik zu finden. Ich heuchle keine Betroffenheit. Die Szenerie ist zu unwirklich.
Nach etwa einer Stunde und einer Pause, die nach dem Läuten der Glocke frenetisch gefeiert wird, darf ich ins Geschehen eingreifen. Durch ein Puzzle in Form eines Gesichts, welches wir natürlich vorher basteln, sollen die Kinder die Gesichtsorgane und die englischen Begriffe für verschiedene Ausdrücke kennenlernen. Ein traditionelles japanisches Spiel. Die Kinder müssen das Gesicht mit verbundenen Augen zusammenpuzzlen und sagen, welche Empfindung es hat. In diesem Fall „happy“ oder „sad“. „Nachdenklich“ konnte ich nicht basteln.
Zum Abschluss sollen wir den Kindern etwas über Deutschland erzählen, was über Bilder geschieht, da sie eben kein Englisch verstehen. Unsere vietnamesischen Kollegen sind aber bemüht zu übersetzen. Ein Bild von Phillip Rösler und dem verbundenen Schicksal, kann sie nicht begeistern, dafür natürlich ein Portrait unserer Nationalmannschaft. Als ich gefragt werde, ob ich Manuel Neuer sei, muss ich die Kinder enttäuschen und das Raunen verstummt.
Mein erster Tag ist vorbei, wir fahren zurück ins Zentrum und suchen uns ein Touri-Restaurant im Backpacker-Distrikt. Ich bin bereit mich für ein normales Essen über den Tisch ziehen zu lassen. Ich kann kein trockenes Blut mehr sehen. Meine Gnocchi schwimmen zwar ganz ähnlich in der Instant-Gorgonzolasoße, ich esse sie jedoch ohne jeglichen Drang mich zu übergeben. Zwei meiner vietnamesischen Kolleginnen haben uns etwas seltsames von einem der vielen Straßenständen mitgebracht, dass sich als weiße Bohnen in Kokoscream entpuppt und nach dem vierten Löffel richtig gut schmeckt. An den Nebentischen tun mir die zahlreichen älteren Europäer Leid, die gerade im Begriff sind, sich von einigen jungen Vietnamesinnen sowohl monetär als auch - nicht zu Letzt - emotional ausbeuten zu lassen. Ich steige in den Bus und fahre nach Hause.

Freitag, 9. März 2012

Tag 3

Dahinvegetieren

Meine innere Uhr ist immer noch Deutsch. Ich schlafe von 5 Uhr bis 11 Uhr morgens und wache nur auf, weil es an meiner Tür klopft und ich die Stimme meiner Vermieterin höre. Ich gehe zur Tür und öffne sie einen Spalt. Sie drückt sie auf, zeigt auf meine Badtür und sagt: „check, one minute“. Ich kauere hinter der Tür, da ich nahezu unbekleidet bin. Mit meiner Warnung:“I am nacked“ konnte sie unmittelbar vor dem Öffnen der Tür nichts anfangen. Ich nutze einen günstigen Moment und husche unter die Bettdecke. Sie geht wieder; ich schlafe wieder ein; habe keine Termine, keine Aufgaben, keine Ahnung. Um zwei Uhr das gleiche Spiel: Ich werde wach vom Klopfen an der Tür. Ich sollte es jetzt besser wissen, öffne dennoch die Tür. Wieder kauere ich hinter der Tür, diesmal sind sie aber zu dritt. „One minute“ Okay, was auch immer. Ich ziehe mir schnell eine Hose an und gehe zurück ins Bett. Als sie weg sind, steht ein Hocker vor meiner Toilette und der Boden ist nass. Ich erkenne, dass sie das undichte Duschrohr repariert haben. Schade. Das stetige Tropfen und das 4-stündliche Leeren des darunter befindlichen Plastikbechers ergab zusammen mit dem Surren der Klimaanlage und dem Klappern des Ventilators eine meditative Athmosphere.
Ich entscheide mich aufzustehen. Gleich sollte ich mein erstes Treffen bezüglich meiner Tätigkeit haben. Endlich werde ich erfahren, was ich überhaupt machen soll und wo ich morgen um 14 Uhr stehen soll. Nach drei Tagen dahinvegetieren kann ich es kaum erwarten. Das Treffen fällt aus.
Ich erfahre es von meinem indonesischen Kollegen, keine Mail, kein Nichts.
Ich habe also einen freien Tag. Gewollt habe ich ihn nicht.


Besorgungen

Bei "Lotteria" ist Essen kein Glücksspiel
Bevor ich den Wechsel der Tageszeiten nur noch an meinem Handgelenk erahnen kann, entscheide ich mich einfach rauszugehen. Ich habe nichts Spezielles vor. Das finde ich immerhin. Ich laufe einfach die lange Hauptstraße entlang. Ich merke wie meine Lungenflügel die Wandfarbe ändern. Jeder Atemzug ist unangenehm, ich fliehe in eine Seitenstraße und finde eine große Halle, die „Arsenal Football School“. Sicherlich. Im Erdgeschoss befindet sich ein Fitnessstudio. Danach habe ich die ganze Zeit gesucht. Es ist offen und vor dem Treppenabsatz stehen 50 Paar FlipFlops. Schuhe müssen draußen bleiben, egal wo, dass brachte mir meine Vermieterin auch ohne Englisch gleich bei. Der Boden ist mit Schweiß benetzt, die Geräte rustikal aber anscheinend effektiv. Hinter der Halle ist ein Exerzierplatz für Kampfsportler. Ich weiß nicht um welchen Stil es sich handelt, aber sie haben blaue Bademäntel und schreien unaufhörlich. Ich möchte die Hauptstraße überqueren, doch fehlt mir etwas der Mut. Als ich es endlich schaffe flüchte ich in die „Lotterie“, den Fastfood-Laden von gestern Abend; ich esse das Gleiche, wie gestern Abend. In der Fremde wird man spießig.
Ich gehe in einen kleinen Supermarkt um ein paar Besorgungen zu machen und mir die Zeit zu vertreiben. Ich finde mich überhaupt nicht zurecht und kann natürlich auch nichts lesen. Zwar gibt es hier viele bekannte Marken aber die Beschreibung ist es nicht. Beim erforschen des Ladens entdecke ich auch einige deutsche Produkte, denen man nicht unbedingt das Zeug zum Exportschlager zugetraut hätte. So muss ich beispielsweise erschrocken feststellen, dass Oettinger als einziges deutsches Bier neben Bitburger den Weg in die Regale gefunden hat. Außerdem findet man hier Lorenz Snacks ebenso wie Leibnitz Kekse. Alle Saftverpackungen sind Tetrapacks. Ich möchte einige Putzmittel organisieren, um mein Zimmer einmal grundzureinigen, da mich vor allem die Toilette mehr an meinen Vormieter erinnert, als mir lieb ist. Die Putzabteilung wird regiert von „Mister Muscle“ dem vietnamesischen Pendant zu Meister Proper. Obwohl Mr. Muscle mit seinem orangen Superheldenoverall und der passenden Brille kompetent wirkt, entscheide ich mich für ein billigeres Produkt. Begleitet wird mein Einkauf von einer Endlosschleife „The Sound of Silence“ von Simon & Garfunkel.


Essen und Ähnliches

Essen und Ölwechsel an einem Ort
Abends begleite ich Yoga zum Essen. Er strebt stehts zielsicher auf die übelst aussehende "Lokalität" zu. Die Küche ist eine Garage mit einer Ansammlung von Blecheimern und Schläuchen. Hier wird das Essen zubereitet. Ich frage mich, ob man dort einen sauberen Ölwechsel durchführen könnte. Die Karte ist groß und mit englischer Übersetzung. Ich wähle aus 80 Gerichten das einzig vegetarische: "Glassnudel Soup". Trotz der englischen Karte spricht hier auch keiner Englisch und wir leider auch kein Vietnamesisch. Die Angestellten hassen uns. Vielleicht auch weil mein Kollege etwas herrisch gestikuliert und sichtlich genervt ist. So ist es aber in fast jedem Lokal in unserem Viertel. Ich bin absolut nicht willkommen. Ich bin ein Fremder. Das ist sicherlich anders in den touristischen Gebieten, aber das hier ist "real Saigon". Ich lächle ständig, bedanke mich, doch ich bin der Einzige im "Land des Lächelns". Während ich mich unwohlfühle, liefere ich mir ein Starrduell mit einigen der Eidechsen und Kakerlaken die uns Gesellschaft leisten. Sie scheinen sich an meiner Gegenward nicht zu stören. Ich bekomme meine Suppe. Die ist aber natürlich alles andere als vegetarisch. Als erstes sortiere ich wieder den großen Blutbatzen aus, der hier allerdings nicht rot ist, sondern eher ins bräunliche geht. Erfrischend anders. Das zerfetzte Huhn kann ich nicht aussortieren. Es scheint als sei es einfach in einem Stück geschräddert worden. Ich gebe auf und esse die blutigen Fetzen zusammen mit den Glasnudeln und der Blutbrühe. Zum Glück ist es unhöflich aufzuessen, sodass ich eine halbe Suppe Höflichkeit stehen lasse. Zur Suppe bestelle ich mir ein "Saigon Bier", welches mir mit einem Glas voll Eiswürfel serviert wird. Die Eiswürfel sind seltsam schwarz und ohne dass ich etwas sagen konnte, nimmt mir ein anderer Kellner das Glas weg und bringt mir ein neues sauberes. Ich mache mir so meine Gedanken. Ich vertraue zwar keinen Eiswürfeln hier, aber 30°C warmem Bier noch weniger. Das Bier ist gut, aber schnell wässrig.
Ich bezahle etwa 1,30 € und wir beschließen und einmal den anderen "Ausländern" in unserer Straße anzuschließen. Ich nehme mir ein "Tiger Bier" aus dem Kühlschrank und hole uns zwei Kinderplastikstühle vom Stapel. Neben uns sitzt eine Gruppe Briten, die wohl hier arbeitet. Die sind aber weniger am Kontakt mit uns interessiert, sondern diskutieren über die Qualität verschiedener Huren. Der Besitzer des Hauses sitzt in der Mitte, redet mal hier mal dort mit. Er kann etwas Englisch, lächelt unentwegt und macht ein paar Späße mit mir. Ich fühle mich etwas wohl.    

Donnerstag, 8. März 2012

Tag 2

Frühstück

Um 10 Uhr werde ich von meinem indonesischen Kollegen geweckt. Ich hätte noch weitergeschlafen. Hatte etwas jetleg und bin erst um 5 Uhr morgens eingeschlafen. Wir wollen zusammen frühstücken und gehen aus dem Haus in die kleine Gasse. Ein paar Häuser weiter blicken wir in ein großes Wohnzimmer mit vielen Blechtischen und Stühlen. An der Tür steht ein Glaswagen mit verschiedenen Gerichten; alles Fleisch bis auf ein paar Tofuwürfel. Ich sehe keinen Grund mir schon morgens einen Schweinefuß zu genehmigen und entscheide mich für das Tofu mit einem Berg Reis. Auf dem Tisch stehen Kannen mit kaltem grünen Tee, den man sich unbegrenzt nachfüllen kann. Der ist diesmal zum Glück etwas schwächer als gestern und ich kann eine ganze Kanne trinken, es sind immerhin wieder 36°C und der Smog bildet um die Stadt eine Art Käseglocke. Als wir uns setzen ist das Restaurant-Wohnzimmer leer, nur die Hausbesitzer stehen an der Tür, der Opa sitzt ein paar Stufen weiter oben vorm Fernseher. Nach 10 Minuten ist der Raum voll und neben mir sitzt eine Vietnamesin, die mich - sich zu mir gedreht - minuten lang anstarrt. Sie steht auf, tut beschäftigt, setzt sich wieder und studiert mich weiter. Ich esse einfach weiter. Wir bezahlen umgerechnet 90 Cent und gehen zurück zum Haus. Mein Kollege muss arbeiten, ich gehe ins Bett.


Saigon am Abend

Am Abend holt mich Yoga (der Indonesier) wieder ab und will mir die Stadt zeigen und etwas zu Abend essen. Wir ziehen zu Fuß. Alle Sehenswürdigkeiten sind auf einem Fleck und schnell von unserem Haus aus zu erreichen. Eine Herausforderung ist jedoch ersteinmal die breite Straße zu überqueren. Es gibt zwar Zebrastreifen, aber wen interessierts. Also einfach laufen. Der Verkehr fließt um einen herum, als ob man seine Handkante in einen Wasserstrahl hält. Spätestens nach dem zweiten Mal macht es Spaß den Verkehr ein paar Sekunden zu befehligen. Nach ein paar hundert Metern sehe ich ein ganz anderes Saigon: Riesige Shopping-Tempel mit allem Schnick-Schnack der Welt, edle Fünf-Sterne Paläste und endlich die ersten "Weißgesichter" von weitem an der Kleidung zu erkennen. Ich sehe die berühmte Poststelle von Saigon, das Hotel Rex, von dem aus die meisten westlichen Journalisten während des Vietnamkrieges aus berichteten, die Kathedrale "Notre Dame", und einige weitere tolle Monumente. Alles ist natürlich sehr französisch geprägt. Auf den Bürgersteigen sitzen die Vietnamesen nebeneinander und verbringen ihren Abend zusammen mit Essen, Trinken und Gesellschaftsspielen, ihre Roller vor ihnen geparkt.
Es wird spät und wir haben noch nichts gegessen, außerdem habe ich ein "Skype-Meeting" um 10, um hoffentlich zu erfahren, was ich eigentlich machen soll.
Wir entscheiden uns für ein vietnamesisches Fast-Food-Restaurant, dass verblüffende Ähnlichkeit zu KFC aufweist. Hähnchen ist aber leider aus, womit 95% der Speisekarte wegfallen. Der verbliebene Rinder-Bürger wäre aber ohnehin eine gute Wahl gewesen.
Zurück im Zimmer habe ich mein Skype-Gespräch. Ich soll Freitag anfangen zu unterrichten. Alles klar! Und was? Ich weiß es wohl erst wenn ich vor den Kindern stehe.

Mittwoch, 7. März 2012

Tag 1 - Ankunft




Frankfurt - Bangkok

Der etwa 10-stündige Flug war äußerst angenehm. 6 Stunden schlief ich ohnehin fest, die restliche Zeit war ich mit meiner Sitznachbarin ins Gespräch vertieft. Sie war natülich auch gerade auf dem Weg, um als Volunteer in einem Weisenhaus zu helfen; was auch sonst? Daraus ergab sich natürlich schon genug Gesprächsstoff; vorallem weil sie dies auch schon seit Jahren tat. Da sie davor viele Jahre als Psychotherapeutin tätig war, bereitete mir die Unterhaltung genug Vergnügen, dass ich meinem In-Seat-Monitor während des gesamten Fluges keine Beachtung schenkte.


Ankunft Bangkok-Flughafen


Wer mich schonmal eine Peperoni essen, oder eine gut gewürzte Bloody Merry trinken gesehen hat, der weiß, wie mein Körper zu Hitze steht. Ich steige aus dem Flugzeug, laufe durch den Zubringer in das Terminal und befinde mich in einer riesigen Sauna. Die moderne Glaskuppel ist wunderschön anzusehen, aber eben auch ein gigantisches Gewächshaus. Vor dem Transit-Tor steht ein Körperscanner. Ich habe etwas Respekt vor dem Teil, bei allem was man hört, lese jedoch, dass es sich hier nicht um Röntgen-Strahlen, sondern Mikrowellen handelt, die 1000x schwächer sind als Handystrahlung. Ich frage mich, warum wir soetwas nicht haben. Beim Anblick der imposanten Stahl-Glas-Architektur und den riesigen LED-Monitoren, stellt sich mir die gleiche Frage. Alles wirkt sehr futuristisch. Draußen ist ein großer Park angelegt, eingebetet von Stahlträgern und umfasst von einer monströsen Glaskuppel. Man wähnt sich auf einer ersten Mondsiedlung.
Obwohl Bangkok zum greifen nah ist, geht es wieder in den Flieger und auf Richtung Saigon.



Ankunft Saigon-Flughafen

Die Landung in Saigon ist wirklich spektakulär. Aus der Vogelperspektive sieht man wie sich der Mekong wie eine riesige Schlange sanft um die Stadt und die vorgelagerten Siedlungen windet. Er lässt alles um sich herum ergrünen und man kann förmlich sehen, wie er der ganzen Gegend Leben spendet. Wir fliegen nah über den Dächern der Stadt. Die Häuser sehen aus wie Spielzeug-Häuschen (und das liegt nicht an der Perspektive), planlos zusammengefügt zu einem einzigen Meer aus Steinen und Beton; bis zum Horizont. Auf den Straßen sieht man den Strom aus zehntausenden Motorrollern, die im Licht der Dämmerung zu einem Meer aus roten Rücklichtern verschmelzen .
Wir setzen auf, ich bin woanders. Nicht wie bei normalen Flügen. Ich bin wirklich woanders.
Am Ausgang empfangen mich vier AIESECer (Mitglieder "meiner" Organisation). Das Taxi fährt mich an den Beginn einer kleinen Seitengasse. Hier geht es nicht mehr weiter. Ich schleppe mein ganzes Hab und Gut durch die schmale Gasse. Links und rechts passieren mich hupend Roller; was auch sonst. Vor den Hauseingängen sitzen die Menschen, als ob sie sich ausgesperrt hätten; aber das Leben findet eben auf der Straße statt. Kinder spielen Ball, Frauen kochen und verkaufen ihr Essen, Männer spielen Gesellschaftsspiele, beobachten einfach nur, oder sie schrauben eben an ihren Rollern; was auch sonst. Doch wenn ein Fremder orientierungslos und völlig überladen durch die Gasse zieht, schauen sie alle hoch. Hier ist man wirklich ein Fremder. Als ich mit Hilfe meiner neuen Kollegen endlich das richtige Haus gefunden hatte, war ich nass. Es ist dunkel, aber es sind noch 33°C und es ist verdammt schwül. Kein Wetter um 40 Kg Gepäck durch enge Gassen zu schleppen.


Mein Heim und erste Eindrücke
 
Ich werde von der Hausbesitzerin in Empfang genommen, die kein Englisch versteht, mir aber eine kleine Banane anbietet. Ich lächle und verneige mich; eine universelle Sprache. Sie und ihr Mann sitzen an einem alten Holztisch. Ihr Wohnzimmer ist nur durch ein offenes Tor von der Straße getrennt. Das Leben findet auf der Straße statt; auch im eigenen Haus noch. Auf dem Tisch steht ein rundes Glas, indem ein Goldfisch seine Runden dreht. Einen Film würde man jetzt wegen Klischee-Überladung ausschalten. Ich versuche sie nach dem Namen des Fisches zu fragen; es gelingt nicht. 
Mein Zimmer ist im dritten Stock. Ich habe einen schönen Balkon, auf dem sich eine kleine Küchenzeile befindet. Leider ohne Herd. Im Bad befindet sich der Duschkopf direkt neben der Toilette. Es gibt keine extra Duschkabine. Dafür aber ein kleines Oberlicht zum Treppenhaus hin. Eine riskante Architektur, ist meine Verträglichkeit in Bezug auf die vietnamesische Küche doch nur unzulänglich erforscht.
Das ändert sich jetzt. Ich und mein indonesischer Kollege Joga (ja, wirklich) werden abgeholt. Mit Rollern; was auch sonst. Auf dem Rücksitz geht es durch den Dschungel aus Lichtern, Hupen und Gestank. Spätestens jetzt weiß man um den Zweck des beinahe traditionell wirkenden Mundschutzes. Das Beobachten des Verkehrs ist wie ein großes Wimmelbild. Eine Frau transportiert eine 2-Meter-Tanne auf ihrem Roller, Eine Mutter hält auf dem Rücksitz beidhändig ihr Neugeborenes, und ohnehin scheint es hier für Roller keine Personenbegrenzung zu geben.
Am Restaurant angekommen, weisen uns fünf Angestellte einen Platz zu. Für unsere Roller versteht sich. wir bekommen einen Zettel, wie an einer Garderobe. Das Restaurant bietet ausschließlich vietnamesische Spezialitäten. Vegetarier müssen draußen bleiben. Ich wähle sorgfältig das Gericht, was mir als Laie am besten verträglich erscheint. So toll Hühnerfüße und Schweinebeine auch sein mögen, entscheide ich mich für die Nudelsuppe mit Rind. 
Zudem gibt es grünen Eistee. Der kostet hier umgerechnet sieben Cent, erinnert mich aber stark an Seife. Gutrichende Seife, aber Seife. Der Eistee wird aus Teeblättern gemacht, die uns auch als Seifenaromen dienen. Dafür kann der Eistee nichts. In meiner Suppe schwimmt ein blutroter Wackelpudding. Auf Nachfrage erfahre ich, dass es sich hier nicht um Wackelpudding handelt, allerdings um etwas blutrotes, immerhin. Was da geleeartig schwimmt und meine ganze Suppe rot färbt, ist nichts anderes als getrocknetes und geronnenes Rinderblut. Ist ja ne Rindersuppe, logisch. Ich lege den Pfropfen zur Seite und schlürfe brav meine Suppe unter Zuhilfenahme von Stäbchen. Mit meinen Fertigkeiten scheint man zufrieden. Immerhin.
Mit den Rollern geht es zurück zum Haus. Ihr erinnert euch an das Fenster im Bad?