Meine innere Uhr ist immer noch
Deutsch. Ich schlafe von 5 Uhr bis 11 Uhr morgens und wache nur auf,
weil es an meiner Tür klopft und ich die Stimme meiner Vermieterin
höre. Ich gehe zur Tür und öffne sie einen Spalt. Sie drückt sie
auf, zeigt auf meine Badtür und sagt: „check, one minute“. Ich
kauere hinter der Tür, da ich nahezu unbekleidet bin. Mit meiner
Warnung:“I am nacked“ konnte sie unmittelbar vor dem Öffnen der
Tür nichts anfangen. Ich nutze einen günstigen Moment und husche
unter die Bettdecke. Sie geht wieder; ich schlafe wieder ein; habe
keine Termine, keine Aufgaben, keine Ahnung. Um zwei Uhr das gleiche
Spiel: Ich werde wach vom Klopfen an der Tür. Ich sollte es jetzt
besser wissen, öffne dennoch die Tür. Wieder kauere ich hinter der
Tür, diesmal sind sie aber zu dritt. „One minute“ Okay, was auch
immer. Ich ziehe mir schnell eine Hose an und gehe zurück ins Bett.
Als sie weg sind, steht ein Hocker vor meiner Toilette und der Boden
ist nass. Ich erkenne, dass sie das undichte Duschrohr repariert
haben. Schade. Das stetige Tropfen und das 4-stündliche Leeren des
darunter befindlichen Plastikbechers ergab zusammen mit dem Surren
der Klimaanlage und dem Klappern des Ventilators eine meditative
Athmosphere.
Ich entscheide mich aufzustehen. Gleich
sollte ich mein erstes Treffen bezüglich meiner Tätigkeit haben.
Endlich werde ich erfahren, was ich überhaupt machen soll und wo ich
morgen um 14 Uhr stehen soll. Nach drei Tagen dahinvegetieren kann
ich es kaum erwarten. Das Treffen fällt aus.
Ich erfahre es von meinem indonesischen
Kollegen, keine Mail, kein Nichts.
Ich habe also einen freien Tag. Gewollt
habe ich ihn nicht.
Besorgungen
Bei "Lotteria" ist Essen kein Glücksspiel |
Ich gehe in einen kleinen Supermarkt um
ein paar Besorgungen zu machen und mir die Zeit zu vertreiben. Ich
finde mich überhaupt nicht zurecht und kann natürlich auch nichts
lesen. Zwar gibt es hier viele bekannte Marken aber die Beschreibung
ist es nicht. Beim erforschen des Ladens entdecke ich auch einige
deutsche Produkte, denen man nicht unbedingt das Zeug zum
Exportschlager zugetraut hätte. So muss ich beispielsweise
erschrocken feststellen, dass Oettinger als einziges deutsches Bier
neben Bitburger den Weg in die Regale gefunden hat. Außerdem findet
man hier Lorenz Snacks ebenso wie Leibnitz Kekse. Alle
Saftverpackungen sind Tetrapacks. Ich möchte einige Putzmittel
organisieren, um mein Zimmer einmal grundzureinigen, da mich vor
allem die Toilette mehr an meinen Vormieter erinnert, als mir lieb
ist. Die Putzabteilung wird regiert von „Mister Muscle“ dem
vietnamesischen Pendant zu Meister Proper. Obwohl Mr. Muscle mit
seinem orangen Superheldenoverall und der passenden Brille kompetent
wirkt, entscheide ich mich für ein billigeres Produkt. Begleitet
wird mein Einkauf von einer Endlosschleife „The Sound of Silence“
von Simon & Garfunkel.
Essen und Ähnliches
Essen und Ölwechsel an einem Ort |
Ich bezahle etwa 1,30 € und wir beschließen und einmal den anderen "Ausländern" in unserer Straße anzuschließen. Ich nehme mir ein "Tiger Bier" aus dem Kühlschrank und hole uns zwei Kinderplastikstühle vom Stapel. Neben uns sitzt eine Gruppe Briten, die wohl hier arbeitet. Die sind aber weniger am Kontakt mit uns interessiert, sondern diskutieren über die Qualität verschiedener Huren. Der Besitzer des Hauses sitzt in der Mitte, redet mal hier mal dort mit. Er kann etwas Englisch, lächelt unentwegt und macht ein paar Späße mit mir. Ich fühle mich etwas wohl.
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