Donnerstag, 15. März 2012

Tag 8

Kennenlernen

Heute morgen lerne ich endlich die anderen Praktikanten kennen. Ich fahre wieder mit dem Bus Richtung Universität, wo ich diesmal jedoch nicht in ein vietnamesisches, sondern ein japanisches Teehaus geführt werde. Den Unterschied erkenne ich als Europäer mit rudimentären asiatischen Kulturkenntnissen lediglich an den japanischen Schriftzeichen und der Vietnamesin, die sich im Kimono versucht. Die Tische sind wieder mehr für Puppen-Teeparties geeignet als für meine Beine, die Schuhe lassen wir vor der Tür und auch der Tee ist wieder kalt und ein grüner. Als ich mit den etwa 10 anderen Volunteers plus den lokalen AIESECern an den aneinander gereihten, kleinen Tischen sitze, beginnt das Team, dass für unsere Unterstützung zuständig ist, mit ihrer kleinen Einführung in das Land und die Leute. "Endlich", denke ich mir nach einer Woche, in der ich mich in meinem Zimmer am wohlesten gefühlt habe. Was meine Kollegen denken, die in zwei Wochen schon wieder abreisen, kann ich mir ausmalen. Von den Fakten behalte ich mir nicht mehr, als die Ermahnung, nie mit nackten Fußsolen auf den Altar oder die Ahnengalerie der Vietnamesen zu zeigen. Ich nehme mir fest vor, diese Art der Akrobatik in Zukunft zu unterlassen und freue mich einfach endlich ein paar Leidensgenossen kennen zu lernen.
Die Zusammensetzung der Gruppe ist sehr interessant, da Studenten aus so vielen verschiedenen Ländern und Kulturen vertreten sind. Die größte "Delegation" stellen drei Japanerinnen, gefolgt von den Deutschen in Person einer Studentin aus Stuttgart und mir. Die anderen sind aus China, Indonesien, Equador, Frankreich und Holland. Der Holländer und ich nehmen uns sofort gegenseitig das Versprechen ab, einmal gemeinsam ein paar Bars und einige Biere zu ergründen. Er erzählt mir außerdem, dass er ein Schwimmbecken in der Nähe kennt, in dem er jeden Mittag seine Bahnen zieht, um dem Muskelverlust etwas entgegenzuwirken. Er spielt auch Fußball und klagt, dass er hier nach einer Woche ebenfalls direkt etwas labberig wurde. Als er in die Runde wirft, dass Deutsch nur ein niederländischer Dialekt sei und als ich erwidere, dass Holland zu Deutschland gehöre, muss er den irritierten Asiaten erklären, dass das nur für einige Jahre der Fall war. Danach muss ich auch noch dahingehend auflären, dass es die Mauer zwischen West- und Ostdeutschland nicht mehr gibt; etwas, das ich inzwischen schon öfter richtig stellen musste. Am Ende gebe ich meinem Vietnamesisch noch mal eine Chance und versuche einer vietnamesischen Kollegin nachzusprechen. Ich gebe frustriert auf, da ich nicht einmal merke, dass ich alles völlig falsch ausspreche; meine Zunge ist für diese Kunststücke nicht geeignet.

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