Mittwoch, 7. März 2012

Tag 1 - Ankunft




Frankfurt - Bangkok

Der etwa 10-stündige Flug war äußerst angenehm. 6 Stunden schlief ich ohnehin fest, die restliche Zeit war ich mit meiner Sitznachbarin ins Gespräch vertieft. Sie war natülich auch gerade auf dem Weg, um als Volunteer in einem Weisenhaus zu helfen; was auch sonst? Daraus ergab sich natürlich schon genug Gesprächsstoff; vorallem weil sie dies auch schon seit Jahren tat. Da sie davor viele Jahre als Psychotherapeutin tätig war, bereitete mir die Unterhaltung genug Vergnügen, dass ich meinem In-Seat-Monitor während des gesamten Fluges keine Beachtung schenkte.


Ankunft Bangkok-Flughafen


Wer mich schonmal eine Peperoni essen, oder eine gut gewürzte Bloody Merry trinken gesehen hat, der weiß, wie mein Körper zu Hitze steht. Ich steige aus dem Flugzeug, laufe durch den Zubringer in das Terminal und befinde mich in einer riesigen Sauna. Die moderne Glaskuppel ist wunderschön anzusehen, aber eben auch ein gigantisches Gewächshaus. Vor dem Transit-Tor steht ein Körperscanner. Ich habe etwas Respekt vor dem Teil, bei allem was man hört, lese jedoch, dass es sich hier nicht um Röntgen-Strahlen, sondern Mikrowellen handelt, die 1000x schwächer sind als Handystrahlung. Ich frage mich, warum wir soetwas nicht haben. Beim Anblick der imposanten Stahl-Glas-Architektur und den riesigen LED-Monitoren, stellt sich mir die gleiche Frage. Alles wirkt sehr futuristisch. Draußen ist ein großer Park angelegt, eingebetet von Stahlträgern und umfasst von einer monströsen Glaskuppel. Man wähnt sich auf einer ersten Mondsiedlung.
Obwohl Bangkok zum greifen nah ist, geht es wieder in den Flieger und auf Richtung Saigon.



Ankunft Saigon-Flughafen

Die Landung in Saigon ist wirklich spektakulär. Aus der Vogelperspektive sieht man wie sich der Mekong wie eine riesige Schlange sanft um die Stadt und die vorgelagerten Siedlungen windet. Er lässt alles um sich herum ergrünen und man kann förmlich sehen, wie er der ganzen Gegend Leben spendet. Wir fliegen nah über den Dächern der Stadt. Die Häuser sehen aus wie Spielzeug-Häuschen (und das liegt nicht an der Perspektive), planlos zusammengefügt zu einem einzigen Meer aus Steinen und Beton; bis zum Horizont. Auf den Straßen sieht man den Strom aus zehntausenden Motorrollern, die im Licht der Dämmerung zu einem Meer aus roten Rücklichtern verschmelzen .
Wir setzen auf, ich bin woanders. Nicht wie bei normalen Flügen. Ich bin wirklich woanders.
Am Ausgang empfangen mich vier AIESECer (Mitglieder "meiner" Organisation). Das Taxi fährt mich an den Beginn einer kleinen Seitengasse. Hier geht es nicht mehr weiter. Ich schleppe mein ganzes Hab und Gut durch die schmale Gasse. Links und rechts passieren mich hupend Roller; was auch sonst. Vor den Hauseingängen sitzen die Menschen, als ob sie sich ausgesperrt hätten; aber das Leben findet eben auf der Straße statt. Kinder spielen Ball, Frauen kochen und verkaufen ihr Essen, Männer spielen Gesellschaftsspiele, beobachten einfach nur, oder sie schrauben eben an ihren Rollern; was auch sonst. Doch wenn ein Fremder orientierungslos und völlig überladen durch die Gasse zieht, schauen sie alle hoch. Hier ist man wirklich ein Fremder. Als ich mit Hilfe meiner neuen Kollegen endlich das richtige Haus gefunden hatte, war ich nass. Es ist dunkel, aber es sind noch 33°C und es ist verdammt schwül. Kein Wetter um 40 Kg Gepäck durch enge Gassen zu schleppen.


Mein Heim und erste Eindrücke
 
Ich werde von der Hausbesitzerin in Empfang genommen, die kein Englisch versteht, mir aber eine kleine Banane anbietet. Ich lächle und verneige mich; eine universelle Sprache. Sie und ihr Mann sitzen an einem alten Holztisch. Ihr Wohnzimmer ist nur durch ein offenes Tor von der Straße getrennt. Das Leben findet auf der Straße statt; auch im eigenen Haus noch. Auf dem Tisch steht ein rundes Glas, indem ein Goldfisch seine Runden dreht. Einen Film würde man jetzt wegen Klischee-Überladung ausschalten. Ich versuche sie nach dem Namen des Fisches zu fragen; es gelingt nicht. 
Mein Zimmer ist im dritten Stock. Ich habe einen schönen Balkon, auf dem sich eine kleine Küchenzeile befindet. Leider ohne Herd. Im Bad befindet sich der Duschkopf direkt neben der Toilette. Es gibt keine extra Duschkabine. Dafür aber ein kleines Oberlicht zum Treppenhaus hin. Eine riskante Architektur, ist meine Verträglichkeit in Bezug auf die vietnamesische Küche doch nur unzulänglich erforscht.
Das ändert sich jetzt. Ich und mein indonesischer Kollege Joga (ja, wirklich) werden abgeholt. Mit Rollern; was auch sonst. Auf dem Rücksitz geht es durch den Dschungel aus Lichtern, Hupen und Gestank. Spätestens jetzt weiß man um den Zweck des beinahe traditionell wirkenden Mundschutzes. Das Beobachten des Verkehrs ist wie ein großes Wimmelbild. Eine Frau transportiert eine 2-Meter-Tanne auf ihrem Roller, Eine Mutter hält auf dem Rücksitz beidhändig ihr Neugeborenes, und ohnehin scheint es hier für Roller keine Personenbegrenzung zu geben.
Am Restaurant angekommen, weisen uns fünf Angestellte einen Platz zu. Für unsere Roller versteht sich. wir bekommen einen Zettel, wie an einer Garderobe. Das Restaurant bietet ausschließlich vietnamesische Spezialitäten. Vegetarier müssen draußen bleiben. Ich wähle sorgfältig das Gericht, was mir als Laie am besten verträglich erscheint. So toll Hühnerfüße und Schweinebeine auch sein mögen, entscheide ich mich für die Nudelsuppe mit Rind. 
Zudem gibt es grünen Eistee. Der kostet hier umgerechnet sieben Cent, erinnert mich aber stark an Seife. Gutrichende Seife, aber Seife. Der Eistee wird aus Teeblättern gemacht, die uns auch als Seifenaromen dienen. Dafür kann der Eistee nichts. In meiner Suppe schwimmt ein blutroter Wackelpudding. Auf Nachfrage erfahre ich, dass es sich hier nicht um Wackelpudding handelt, allerdings um etwas blutrotes, immerhin. Was da geleeartig schwimmt und meine ganze Suppe rot färbt, ist nichts anderes als getrocknetes und geronnenes Rinderblut. Ist ja ne Rindersuppe, logisch. Ich lege den Pfropfen zur Seite und schlürfe brav meine Suppe unter Zuhilfenahme von Stäbchen. Mit meinen Fertigkeiten scheint man zufrieden. Immerhin.
Mit den Rollern geht es zurück zum Haus. Ihr erinnert euch an das Fenster im Bad?
    



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